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Im Fokus dieses Programms steht der menschliche Körper, verknüpft mit seinen Empfindsamkeiten, seinen Grenzen und den damit verbundenen menschlichen Erfahrungsrahmen. Die Filme in BEYOND BODY LIMITS bieten allerhand stilistische und technische Vielfalt: Zeichnung und Malerei, händisch bearbeitetes Filmmaterial, Objektanimation und Puppentrick sind ebenso vertreten wie Computeranimation und KI-gestützte Arbeit. Inhaltlich werden vornehmlich Welten jenseits des Gewöhnlichen erforscht, wobei das Fantastische, Surreale, Grenzüberschreitende und Virtuelle ganz im Zentrum stehen. (ll/tr)

Anwesende Künstler:innen:
Sasha Svirsky & Nadezhda Svirskaia, Claudia Larcher, Thomas & Ivana Volda, Flo Berrar, Claudius Gentinetta, Marie- Laure Cros, Ganael Dumreicher

Kiesler’s Body ist ein Film, der sich perfekt eignet, um ein Filmprogramm zum Thema „Kino und Körper“ zu eröffnen. Möglicherweise war Ein andalusischer Hund von Luis Buñuel und Salvador Dalí eine Inspirationsquelle, ein großes Auge oder zahlreiche Ameisen könnten daran erinnern. Jedenfalls entfaltet sich hier in einem Modell von Friedrich Kieslers Film Guild Cinema in New York (erbaut 1929) eine quirlige, physisch spürbare Lebendigkeit von großer Wirkung auf die Zuschauer:innen. (tr)

Der neue Film von Claudius Gentinetta könnte als Anleitung dienen, dem nächsten Zahnarztbesuch entspannt entgegenzublicken. „Denk an etwas Schönes“ ist der Vorschlag, der offensichtlich für wunderbare Entspannung sorgen kann, wenn die Realität des zahnärztlichen Tuns, das grelle Licht und die Geräusche der Apparaturen gänzlich von der Fantasiewelt draußen im weiten Meer ersetzt werden können. Ein Zahn wird gezogen? Ach was! Ein Fisch wird gefangen. Beruhigend. (tr)

Verschmelzung von physischer und digitaler Realität durch intelligente Kontaktlinsen. Einem weißen Kaninchen folgend, gelangt man in eine alternative Realität ohne Kapitalismus, doch voller unvorstellbarer Dinge. Reflektiert wird das starre, „unzerbrechliche“ Konstrukt (sozialer) Wirklichkeit. Dabei geht es um die Entdeckung des wahren Selbst bzw. wahrer Selbstidentitäten in dieser neuen Welt voller Möglichkeiten und Perspektiven. (ll)

In einem digitalisierten, gescannten Wald zeigt sich eine tiefe Verbindung zwischen dem Protagonisten und der aus dichten Punktwolken bestehenden Landschaft. Durch den Wald zu gehen, die Atmosphäre zu atmen, den Boden unter den Füßen zu spüren und diese gewaltige Natur in sich aufzunehmen, wird für die Betrachter:innen zu einem sinnlichen Erlebnis, das die Grenzen zwischen virtuell und real verschwimmen lässt. (ll)

Am Beginn dieses Collagefilms stehen Frauen, die an Waffen seltsame Manipulationen vornehmen, und er endet in einer exzessiven Montage monsterartiger Figuren. Aria Covamonas bleibt ihrem eigenwilligen Herstellungsverfahren treu, indem sie in Online-Archiven gefundene Bilder animiert und collagiert und mit Teilen der Tonspuren von so unterschiedlichen Filmen wie The Man with the Golden Arm (1955, Otto Preminger) oder Attack of the Giant Leeches (1959, Bernhard L. Kowalski) unterlegt. (tr)

Im Café White Horse dominiert eintönige Tristesse. Kellnerin und Gast sind in ihren eigenen Welten gefangen. Sie sucht Zuflucht in surrealen Tagträumen, während der Gast von der ständigen Aufzeichnung und Wiedergabe der Geräusche im Café so fasziniert zu sein scheint, dass er seine Umgebung vergisst. Surreale Szenen kreisen rhythmisch in ihren Gedanken und versuchen, zu ihnen durchzudringen, um sie aus ihrer Apathie zurückzuholen. (ll)

Identität im digitalen Zeitalter ist einer Vervielfachung ausgesetzt. Claudia Larchers Me, myself and I verbindet Aufsplitterung und Resynthese. Mit einem GAN entstand ein sich verändernder Bilderfluss. Groteske Verzerrungen treffen auf bizarre Fokussierung. Die Tonspur enthüllt Bruchstücke der Ich-Wahrnehmung und multidirektionale Verbindungen. Reflexive Selbstreferenz könnte Platzhalter für Vielfalt oder Nichtexistenz sein, ausgedrückt in den delirierenden Porträtfetzen. (ll)

In auf die Farben Schwarz, Weiß und Rot reduzierten kontraststarken Bildern formuliert Sasha Svirsky mit expressiven Zeichnungen und computergenerierten 3D-Skulpturen seinen Aufschrei gegen den Krieg in der Ukraine und gibt damit den vielen russischen Oppositionellen eine Stimme. Er porträtiert Peter den Großen (1672–1725), den ersten Kaiser des Russischen Reichs, als skrupellosen Machtmenschen, der jeglichen Respekt vor Menschenleben verloren hat. (tr)

Mit ihrem schrillen Musikvideo Scum Show für die US-amerikanische Band OSEES steht Marie-Laure Cros stellvertretend für jene Gruppe zumeist junger Künstler:innen, die die (gänzliche oder teilweise) Nutzung von analogem Filmmaterial einer hochentwickelten digitalen Produktionsweise vorzieht. Für diese knapp zweiminütige audiovisuelle Attacke hat sie vor der digitalen Endfertigung in ihren handentwickelten Super-8-Film-Aufnahmen manuelle Kratz- und Bearbeitungsspuren hinterlassen. (tr)

SCALE ist die filmische Adaption der gleichnamigen Kurzgeschichte von Will Self aus dem Jahr 1993 und beschreibt in äußerst eindrücklicher Weise die Erlebnisse eines drogensüchtigen Familienvaters, der in eine Wahnwelt der Größenveränderungen kippt, indem er einmal zum Zwerg, dann zum Riesen mutiert. Rotoskopie (zeichnerische Umsetzung von Realaufnahmen) war die Technik dieser aufwendigen Koproduktion, was besonders fließende Übergänge zwischen Realität und Albtraum ermöglicht. (tr)