← Zurück zur Übersicht

Künstlerische Schaffensprozesse sind stets in historische und gesellschaftliche Kontexte eingebettet. Angesichts zahlreicher globaler Krisen setzen sich in diesem Jahr viele Filme mit den düsteren Aspekten der realen Welt in Vergangenheit und Gegenwart auseinander und thematisieren Krieg oder Gewalt in diversen Zusammenhängen. Als Gegenpol finden sich zwei leuchtende abstrakte Arbeiten in diesem Programm – in Schwarz-Weiß und Farbe. Weitere Werke bewegen sich zwischen Realität und Traumwelt, und den Abschluss bildet eine faszinierende Mischung aus Horrorfilm und Märchen. (ll/tr)

Anwesende Künstler:innen:
Bai Li, Juha Vehvilainen, Vesa Vehvilainen, Sofia Melnyk, Anton Cla und Wen Pey

Als filmisches Gedicht („video poesia“) wird diese Reise durch dunkle Kapitel der Geschichte bezeichnet, die u.a. auch bei den Filmfestspielen der Biennale 2022 in Venedig gezeigt wurde. In seiner zur Meisterschaft entwickelten speziellen Kratztechnik lässt Simone Massi aus der Dunkelheit wie in einem Albtraum ausdrucksstarke Bilder auftauchen und wieder verschwinden, die auch ohne Wissen um den konkreten Kontext intuitiv und eindrücklich als Momente des Grauens lesbar werden. (tr)

Eine düster anmutende „Vorstadtidylle“, die tagsüber durch eine am Himmel schwebende Drohne gestört wird. Ein Gefühl der Trostlosigkeit schwebt ebenfalls in der Luft, und die Nacht verschärft das Unbehagen. Eine Reflexion über die Ängste unserer Zeit, die zeigt, wie die moderne Gesellschaft mit einem allgegenwärtigen Gefühl der Beunruhigung zu kämpfen hat und Fragen aufwirft, die in der kollektiven Psyche nachhallen. (ll)

Die abstrakten Schwarz-Weiß-Animationen spielen mit der historischen Architektur von London und schaffen kunstvolle Muster, die eine visuelle Poesie erzeugen. Klaviermelodien vermischen sich mit Klangwolken aus mechanischen und urbanen Geräuschen. Gebäude und Straßen wirken wie ein pulsierender, sich wandelnder Organismus, der Vergangenheit und Zukunft in sich vereint und Betrachter:innen in eine faszinierende audiovisuelle Erfahrung eintauchen lässt. (ll)

„The wheels, the wheels, they hit the road“, ein Gedicht des ukrainischen Dichters Wassyl Stus, liefert das musikalische Rückgrat zu dieser Arbeit, mit der Sofiia Melnyk den Menschen, insbesondere den Kindern im Krieg gegen die Ukraine eine eindringliche Stimme gibt. Der Film wurde von GOGOLFEST, dem seit 2007 bestehenden ukrainischen Festival für zeitgenössische Kunst, initiiert und in einer Zusammenarbeit zwischen Künstler:innen aus der Ukraine und Deutschland realisiert. (tr)

Ein Erdbeben verwebt unverbundene Welten, Objekte erscheinen plötzlich aus dem Nichts und lassen einen Berg wachsen. Hee-yoon Hahms meisterhafter hyperrealistischer Zeichenstil bringt diese Ereignisse beeindruckend zum Leben, verwischt Grenzen zwischen Vorstellung und Realität und lädt Betrachter:innen ein, in eine faszinierende Welt aus Fantasie und Wirklichkeit einzutauchen, in der das Unmögliche möglich wird. (ll)

Was ist das Flüchtige? Ist es jener Moment, in dem man sich fragt, was man sieht, wenn das Uncanny Valley Einzug hält und harmonische Natur sich als monströses Ergebnis von Klonen und obsessiver Manipulation offenbart? In diesem kurzen Augenblick gerät die Wahrnehmung ins Wanken und die Grenzen zwischen Realität und Fiktion verschwimmen, während wir uns fragen, wie weit der menschliche Eingriff in die Natur gehen darf und welche Folgen dies für unsere Welt haben kann. (ll)

Inspiriert durch Paul Celans Gedichte: Worte können enttäuschend sein. Autor:innen kreieren Texte, doch laut Umberto Eco ist jeder Text eine „träge Maschine“, die die Mitarbeit der Leser:innen benötigt, um „Lücken“ zu schließen. Missverständnisse resultieren aus diversen Lebenserfahrungen. Wenn Worte Gedankenschranken nicht überwinden, kann Musik als unmittelbare Schwingung die Logik umgehen und diejenigen führen, die nach Sinn suchen. (ll)

Vater und Mutter sind besorgt um ihr Baby, das Nacht für Nacht sein Gitterbett verlässt, um schlafwandelnd die Welt draußen zu erkunden, mit den Eltern verbunden durch einen feinen Faden. Doch jede Nacht wagt es sich weiter hinaus in die Gefahr. Seltsam schwebende Bilderfolgen in kräftigen Farben vor dem Dunkel der Nacht, gekonnt gesetzte Musik und schließlich eine eindringliche poetische Narration erzeugen einen hypnotischen Sog, dem wir uns nicht entziehen können. (tr)