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ANIMATION AVANTGARDE – Wettbewerb 2

BUNT DEM UNTERGANG ENTGEGEN

Stadtkino im Künstlerhaus – 27.05.2022, 15:30 Uhr

Auf hoher See kann man seine Alltagssorgen vergessen – zumindest dachte man das bis zuletzt. Die Choreografie des Untergangs sieht auf jeden Fall sehr symmetrisch aus, und man möchte auf den Sesseln Platz nehmen, um die zarten Linien und Gesten zu betrachten. Welche Berge an nicht mehr Benötigtem auf uns zukommen, ist schwer zu ergründen. Alles geht schnell in Flammen auf und brennt bei hohen Temperaturen. Ist diesem Bild zu trauen? Die Tiere performen Warnungen, da sie nicht sprechen können – aber man versteht sie kaum. Stattdessen sollte man auf die Anordnung der Kerne achten, sonst verpasst man das Programm und landet in der Werbepause. (wp)

Q&AS MIT David Baeumler, Elenor Kopka, Tina Frank, Guangli LIU, Simon Steinhorst, Hannah Stragholz und Kevin Silva

BUNT DEM UNTERGANG ENTGEGEN, 71 min

Hannah Stragholz, Simon Steinhorst: DOOM CRUISE

Hannah Stragholz, Simon Steinhorst | DOOM CRUISE

2021 | 16 min 45 sek | DE

Weltuntergang am Kreuzfahrtschiff. Der Stimmung an Bord nach zu urteilen sind die letzten Tage angebrochen. Der tote Vogel an Deck ist wohl nicht der einzige zu beklagende Verlust – aber er wird zum Stellvertreter, inklusive singendem Alleinunterhalter und der Erinnerung an Verabschiedungs-Rituale. Trotz greller Farben und einem freundlichen, manchmal kindlichen Zeichenstil ist Doom Cruise eine ernste Metapher auf die aktuelle gesellschaftspolitische Lage. (wp)

Nina McNeely: JOHN L – BLACK MIDI

Nina McNeely | JOHN L – BLACK MIDI

2021 | 5 min 14 sek | US

Aufstand von Anhänger:innen einer Art Sekte gegen den hoch über allen thronenden Führer. In diesem ekstatischen Musikvideo für die Londoner Rockband Black Midi inszeniert die in Los Angeles lebende Choreografin Nina McNeely eine verrückte Tanzperformance. Die surreale Szenerie wird durch computeranimierte Bauten verdichtet, die an die Frühzeit des expressionistischen Films erinnernden exaltierten Gesichtsausdrücke der Tänzer:innen lassen das humoristische Ende schon fast erahnen. (tr)

Yoriko Mizushiri: ANXIOUS BODY

Yoriko Mizushiri | ANXIOUS BODY

2021 | 5 min 47 sek | FR

Das Taktile steht bei Yoriko Mizushiri im Zentrum. Die schönen Hände und Finger – stellvertretend für den ganzen Körper – erforschen neugierig und tasten vorsichtig durch das Bild. Ihr Gegenspieler ist das Klebeband mit seinen eigenen Regeln. In ihren sinnlichen, zarten Animationen untersucht die Künstlerin Berührung und Schmerz, Körper und Körpergefühl. (wp)

Guangli LIU: VERY, VERY, TREMENDOUSLY

Guangli LIU | VERY, VERY, TREMENDOUSLY

2021 | 12 min 12 sek | FR

Die Arbeit beeindruckt besonders durch die ineinandergreifende Nutzung von zwei sonst eher getrennten Filmgenres: Dokumentarfilm und experimentelle Computeranimation prallen aufeinander und vermengen sich. Reale Müllhalden von unvorstellbar gigantischem Ausmaß führen die Problematik unserer Überproduktionsgesellschaft dramatisch vor Augen. Ihr stellt Guangli Liu eine virtuelle Welt gegenüber, in der ihm Begriffe wie „Virtual Currency“ und „Digital Junk“ bedeutsam erscheinen. (tr)

Bernd Oppl: WARTEN/WAITING

Bernd Oppl | WARTEN/WAITING

2021 | 7 min 39 sek | AT

Durch eine radikale Reduktion der Mittel lässt Warten einen ganz besonders beeindruckenden filmischen Erfahrungszeitraum entstehen. Die Konstruktion ist einfach: Ein Warteraum, von dem sich die Kamera in einer langsamen Einzelbild-Zeitraffer-Fahrt immer weiter entfernt, um schließlich die umgebende Natur freizugeben. Aber das Teilhaben an diesem meditativ langsamen Prozess der Veränderung mit all seinen feinen Details der Veränderungen ist hypnotisierend. (tr)

Tina Frank: PLIII

Tina Frank | PLIII

2022 | 3 min 49 sek | AT

Sind das die Bilder einer landenden Rakete, die die Triebwerke runterfährt? Oder sind wir inmitten eines Atom-Alarms und sollten uns in Sicherheit begeben? Die Kompositionen erinnern an Satellitenbilder, die Zerstörung zeigen: Feuer, heißes Magma oder die Sonne selbst. Tina Frank setzt ihre beeindruckende Arbeit mit visual music fort – oft hat sie dabei mit dem Musiker Peter Rehberg gearbeitet. Pliii ist auch eine Hommage an den viel zu früh verstorbenen Künstler. (tr)

Prapat Jiwarangsan: PARASITE FAMILY

Prapat Jiwarangsan | PARASITE FAMILY

2022 | 5 min 27 sek | TH

Der Ausgangspunkt ist ein analoges Fundstück: Alte Film-Negative, die in einem aufgelassenen Labor gefunden wurden. Porträts verschiedener Menschen. Der Filmemacher arbeitet sich inhaltlich wie technisch vom Analogen ins Digitale – von Legetrick-Collagen bis hin zu digitalem Morphing. Es drängt sich die Frage auf: Ist das, was wir sehen, noch real? Welches Bild ist echt – und wann erkennen wir Manipulation noch als solche? (wp)

Elenor Kopka: BLACKENING SKIES

Elenor Kopka | BLACKENING SKIES

2021 | 7 min 10 sek | DE

Getragen von einer angenehm unaufgeregten, jazzigen Filmmusik offerieren diese sieben Minuten Animationsfilm eine genussvolle Reise durch eine in vornehmem Schwarz-Weiss gehaltene Formenwelt zwischen Figuration und Abstraktion. Wir begegnen seltsamen Fröschen, Raupen und sonstigen Wesen, die so perfekt synchron zur Musik agieren, dass sie uns gar nie als real erscheinen können, und sich zu ornamentalen Strukturen formen. Und immer wieder der Mond, an dem die Wolken vorbeiziehen. (tr)

Xi Chen: GOOD PLACEMENT OF SEEDS

Xi Chen | GOOD PLACEMENT OF SEEDS

2021 | 4 min 27 sek | CN

Eine besonders eigenwillige Filmsprache präsentiert der produktive Newcomer Xi Chen mit der vorliegenden Arbeit. Besonders kurze Schnitte und eine unruhige Handkamera sind sonst nicht oft in computeranimierten Arbeiten Usus, aber was sich auf der visuellen Ebene abspielt, könnte zusammengefasst werden mit: In sehr seltsamen Farben bewegen sich sehr seltsame Wesen durch sehr seltsame Welten, die zudem ständiger Verwandlung unterworfen sind. Wir sind sprachlos! (tr)

David Baeumler: 30 SECOND THOUGHTS: VOLUME ONE

David Baeumler | 30 SECOND THOUGHTS: VOLUME ONE

2021 | 3 min | US

Der auf vielen Ebenen zu beobachtenden Tendenz von immer kürzer werdenden Kommunikationssequenzen wird diese Arbeit besonders radikal gerecht, indem in der Ästhetik eines TV-Werbeblocks gleich 4 Kurzfilme in einem Paket geliefert werden: Attack the System, ein Segen für Ihre Feinde; Zabrinor, die ultimative Droge für die moderne Welt; We Shall Overcoat, ein Streit um einen revolutionären Regenbogen; und Evil Man, eine Studie darüber, warum schlimme Dinge passieren. (tr)